Kostenersparnis beim Neubiberger Bürgerzentrum doch nur 123.000 Euro?
Leserbrief zum Artikel „Kostensenkung durch eine abgespeckte Tiefgarage“ in der HALLO-Ausgabe vom 2. Dezember 2020
Laut Angaben des Ersten Bürgermeisters hätte das Rathausprojekt Neubiberg ursprünglich 23,7 Millionen Euro gekostet. Nach neuerlicher Überarbeitung soll es nun „besser, moderner und günstiger“ werden, ist zu lesen. Durch die Verkleinerung der Tiefgarage, die Verringerung der Büroflächen im Rathausneubau, die Mehrfachnutzung des Ratssaales und den Verzicht auf die energetische Sanierung des alten Rathausgebäudes sollen die Kosten auf 20 Millionen Euro gedrückt und damit 3,7 Millionen Euro eingespart werden. Ein berechtigter Wunsch, doch die erzielbare Einsparung läuft in Wirklichkeit Richtung Null. Wie im Gemeindejournal „NANU 01/2020“ nachzulesen ist, errechneten sich vor einem Jahr für das Rathausprojekt Kosten in Höhe von 21,23 Millionen Euro plus Mittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro für die Errichtung erforderlicher Tiefgaragen-Stellplätze für das neue Seniorenzentrum und die Grundschule, um den Schulhof zukünftig für die Sportnutzung frei zu bekommen. Das Gesamtprojekt „Bürgerzentrum Neubiberg 2022“ beinhaltete also mehr als nur die reine Rathauserweiterung und war noch bis zu seinem Scheitern im Gemeinderat bei einer Stimme Mehrheit mit insgesamt 22,7 Millionen Euro veranschlagt. Mit der nun beschlossenen Verkleinerung des Projektes würde man somit rechnerisch eine Million Euro weniger, also 2,7 Millionen Euro einsparen. Betrachten sollte man allerdings auch den Zeitfaktor. Das ursprüngliche Projekt hätte bereits 2022 fertiggestellt werden können, durch die Umplanung wird es wohl frühestens 2025 bezugsfertig sein. Zweieinhalb Jahre Verzögerung bedeuten aufgrund erneuter Planungskosten (420.000 Euro), steigendem Baukostenindex von drei Prozent (1,5 Millionen Euro) sowie verlängerter Mietdauer der Interimsräume für die Verwaltung am Bahnhof (657.000 Euro) allerdings circa 2,577 Millionen Euro Mehrkosten für unsere Gemeinde. Die Einsparbemühungen werden durch den Zeitverlust beim Neustart des Projekts fast vollständig aufgezehrt. Mit dem verkleinerten Bauvolumen werden gerade einmal 123.000 Euro eingespart, wobei das unzureichend renovierte alte Rathaus eine Dauerbaustelle bliebe, die Verwaltung wie bisher recht beengt untergebracht wäre und das Fehlen nötiger Parkplätze im Umfeld des Rathauses für Besucher, Mitarbeiter, Lehrer, Senioren, Ärzte- und Ladengeschäftsbesucher den bestehenden Parkdruck noch zusätzlich steigern würde. Legitimiert diese geringfügige Kostenersparnis wirklich noch die Reduzierung des umfassendsten Zukunftsprojektes der Gemeinde Neubiberg? Die Kostenschätzung vom Juli 2019 und die zu erwartenden Ausgaben bis 2025 liegen annähernd gleichauf, was in erster Linie dem Zeitverlust geschuldet ist. „Weniger ist mehr“ stimmt oft, allerdings nicht beim Bürgerzentrum Neubiberg.
Günther Heyland, Neubiberg, Erster Bürgermeister a.D.